Screenshot aus der RTL-Sendung „Das Erfolgsrezept“ vom 25.01.2015
Die kulinarische Welt hat leider die Chance verpasst, unsere Amorettis zum Erfolgsrezept zu machen 😉 Bei der RTL Show „Das Erfolgsrezept“ war uns die Jury nicht hold. So bleiben die ersten pikanten Pralinen ein exklusives Geschmackserlebnis bei Löffellöffelchen.
Im Herbst 2013 kam eine Mail ins Löffelpostfach geflattert mit der Anfrage, ob wir uns nicht vorstellen könnten, dass eines unserer Rezepte ein tolles neues Produkt ergeben könne, das im Supermarkt Furore und natürlich dann auch richtig viel Geld macht. Nein, das konnten wir uns eigentlich nicht vorstellen. Nach Durchsicht aller unserer Kreationen erschien uns keine so bedeutend, dass sie eine Chance im Supermarkt-Regal gehabt hätte. Allenfalls die pikanten Toskana-Pralinen wären vielleicht infrage gekommen, denn so etwas gab es bislang ja nun wirklich noch nicht. Ein kleiner, pikanter Snack für diejenigen, die nicht so die süßmäuligen Naschkatzen sind, oder als Amusegeule vorne weg. Wäre das was?
So richtig daran geglaubt haben wir nicht. Und das teilte ich der anfragenden Produktionsfirma auch mit. In der Überzeugung, nie wieder von denen zu hören. Dann kam allerdings der Anruf von einer to-tal be-geis-ter-ten netten Dame, die meinte, dass das der Hit werden könne und wir sollten unbedingt zu einem Pre-Casting kommen. Das Rezept für diese Pralinen war ein Experiment gewesen. Das Ergebnis nicht schlecht, aber auch nicht wirklich gut. Und so, wie wir es damals gemacht hatten, ließe es sich auch nicht in den Handel bringen. Man hatte uns aber versprochen, dass, falls die Idee überzeugen würde, ein Team von Experten uns bei der Weiterentwicklung zur Seite stünde. Das beruhigte uns. Nichts desto trotz wollten wir schon auch eine Idee davon geben, wie dieses Produkt später mal aussehen könnte. Schließlich arbeiten wir beide in der Marketingbranche. Da fühlten wir uns an der Ehre gepackt.
Also suchten wir zuerst nach einem griffigen Namen. Italienisch sollte er klingen, ein Bisschen sexy vielleicht. Bald waren die „Amorettis“ geboren. Dann gingen wir daran, mit der Form zu experimentieren. Um vorzeigbare Exemplare zu bekommen, besorgten wir uns geeignet erscheinende Pralinenformen und legten los. Um sehr bald zu merken, dass es gar nicht so einfach ist, die richtige Konsistenz für so etwas zu finden. So waren die Füllungen entweder zu weich und gingen nicht mehr aus der Form raus oder waren zu gummiartig und man hätte sich die Plomben daran ausgebissen.
Dann versuchte ich, den Parmesan-Anteil als Hülle zu benutzen. Mir schwebte ein krosser Parmesanteig vor, was mir misslang. Dann mahlte ich den Käse fein, streute ihn mittels einer Ringform kreisförmig auf ein Backblech, ließ ihn schmelzen und stülpte ihn über einen Holzstab, um eine Becherform zu erreichen, in die dann die beiden Gelee-Komponenten eingefüllt werden konnten. Das sah schon ganz gut aus und funktionierte auch. Diese Becher beschlossen wir, in einer Pralinenschachtel zu präsentieren.
Damit gings zum Precasting, das ganz locker lief und uns zum ersten mal richtig Lust machte, jetzt mitzumachen und die ganz großen Supermarktstars zu werden. Was wir natürlich ausgeblendet hatten, ist, dass es eine Unterhaltungsendung, gepaart mit Werbung für eine Supermarktkette, werden sollte. Und da braucht es vor allem unterhaltende Akteure. Sollte dabei ein Produkt abfallen, das sich ohne große Anstrengungen zu einem Erfolg entwickeln würde, wäre man darüber auch nicht traurig. So wurden wir dann zum eigentlichen Casting eingeladen. Zusammen mit einigen anderen, deren Ideen oder Produkte schon absehbar Schrott waren, aber eben einen guten Unterhaltungswert boten. Und sicher ein paar, die das Zeug hatten, Erfolg zu haben. Zu welcher Kategorie wir zählen würden, wagten wir nicht zu beurteilen.
Am Freitag, den 14.2.14 sollten wir um 9 in der Alten Tuchfabrik in Euskirchen sein. Für manche Anreisende bedeutete dies früh aufstehen oder übernachten. Wir machten uns um 6 Uhr auf den Weg und kamen entsprechend verhungert an. Da hast du erst mal keinen Blick für die wunderschöne Location, deren moderne Ausstattung mit alten Einrichtungen der ehemaligen Fabrik gekonnt verquickt war. Da hast du Kohldampf und freust dich auf ein geiles Catering. Zu früh gefreut! Keine Brötchen, Schnittchen, Kaffeesorten. Ein trauriges Tischlein mit Kaltgetränken erwartete uns. Aber die Stimmung war gut. Lauter erfolgsschwangere Menschen, die irgend etwas mit Food zu tun hatten. Und die sind ja bekanntlich gesellig und fütterten sich gegenseitig mit ihren Gerichten. Nicht zu vergessen das Produktionsteam, fröhlich, freundlich, super nett und motiviert. Man gab sich richtig Mühe, das Beste aus uns rauszuholen. Immer wieder Interviews, mal drin, mal draussen. Vorbereitungsmöglichkeiten in einer offenen Küche vom Feinsten. Aber alle schien ziemlich unorganisiert. Nichts lief am Stück. Scheinbar durcheinander kamen die Kandidaten für unterschiedlichste Aufnahmen dran.
Die Räume waren ziemlich kalt, trotz eines riesigen Kamins, vieler Leute und rauchender Kochstellen. So langsam stellte sich Ungeduld ein. Bei Löffelchens Schatz, unserem Bodyguard, war das sicher auch schon ein bisschen mehr. Die ersten Kandidaten kamen von der Jury zurück, sichtlich enttäuscht – durchgefallen. Dann welche, die mindestens ein Ja erhalten hatten und hoffen konnten, am Ende des Tages doch noch weiterzukommen. Denn die Jury wollte noch einmal darüber diskutieren. Als das erste strahlende Gesicht mit drei JAs heraus kam, schauten sich alle anderen etwas ratlos an: Kuchen im Glas! Was war daran denn innovativ? Dann kamen wir dran! Allerdings erst mal zum Fotografieren und Filmen der Amorettis und ihrer Erzeuger, also uns. Das war lustig. Wir sollten durften Faxen machen. Jetzt kam wieder Stimmung auf! Dann endlich ging’s endlich in die heilige Halle, in deren Mitte gerade ein anderes Team vor der Jury präsentierte. Uns wurde Zeichen gemacht, still zu sein und Micros angelegt. Dann zeigte man uns den Startpunkt und die Route unseres Ganges zu den Juroren, übte dies ein paar Mal, während die Jury noch mal geschminkt wurde.
Dann wurde es ernst und wir marschierten auf die Jury zu. Nichts von dem, was wir besprochen hatten, zu sagen, war mehr in meiner Birne. Ich hatte Tim Raue in einigen TV Auftritten als etwas arrogant empfunden und war entsprechend nervös. Ursprünglich hieß es mal, der freche Herr Hensler wäre dabei. Da wäre ich vermutlich lockerer gewesen. Aber Tim Rauhe lächelte nett, machte eine Bemerkung, warum nicht ich, sondern Löffelchen das schwere Tablett schleppte, und Löffelchen konterte schlagfertig, sie würde nicht so leicht stolpern wie ich. Alle lachten. Das ging ja ganz gut. Ein paar Stotterer noch bei unserer Vorstellung, wer wir seien und wie unser Verhältnis zueinander ist. Spontan fiel mir der Gag mit der Frau ein, die wir beide lieben, was Tim Raues Gesicht sogleich entgleisen lies. Wieder Lacher. Alles gut.
Und dann passierte es. Tim griff zu der Pralinenvariante mit dem zähen Gummi-Gelee, drückte dran herum, warf es plötzlich auf den Tisch und das Teil flog in hohem Bogen davon! OK, das war’s dann wohl gewesen! Ich versuchte zu erklären, dass das ja nur Ideenvariationen seien und die eigentlich Essbaren die andere Version sei. Tim probierte und dann war wieder alles gut. Er kritisierte zwar die mangelnde Frische der Tomatenmousse, relativierte aber gleich und schob es auf das Gelieren, kam dann sogar ein Bisschen ins Schwärmen. Alles wieder gut. Dass die beiden anderen Juroren schon das Gesicht verzogen hatten, registrierten wir erst gar nicht. Dann kamen ihre vernichtenden, allerdings auch nachvollziehbaren Kommentare und wir hatten zwei NEINs bekommen. Abmarsch …
Aber es war noch nicht vorbei. Der Aufnahmeleiter hielt uns auf, meinte, das könnten wir besser und bat uns, noch einmal vor die Jury zu treten und für unser Produkt zu kämpfen. Was wir auch taten. Ich argumentierte, dass es ja nur die Idee sei, die nun auf professionelle Unterstützung warte. Und dass es genügend Möglichkeiten gäbe, dieses Produkt zu vermarkten, man müsse es eben nur wollen und es richtig machen. Es half aber nichts: Das Ergebnis war das selbe: Die beiden Nein-Sager blieben bei ihrem Standpunkt. Selbst bei einem dritten Versuch nutze es nichts. Es hieß, wir hätten noch eine Chance bei der Endbewertung, wenn alle Teilnehmer gesichtet worden seien. Und das bedeutete, jetzt nicht gleich heimzufahren, sondern weiter in der kalten Halle warten zu müssen. Immerhin wurde etwas Warmes zu essen gereicht.
Dann kam der zweite Tagessieger, das Würstchen im Teigmantel, feixend von der Jury und am späten Nachmittag noch die lustige Chinesin mit ihren Maultaschen als Siegerin. Da war uns dann endgültig klar, wie der Haase lief. Alles Produkte, die von der Fertigung bis zur Verpackung im Prinzip schon mal keine Probleme machen und dem Verbraucher zumindest bekannt vorkommen würden. Also null Risiko für EDEKA. Jetzt wollten wir nur noch heim und andere taten das auch, ohne auf die Endentscheidung zu warten, die dann sehr spät am Abend kam. Wir wurden alle vor die Jury geladen und Tim Raue verkündete die Sieger. Allerdings erwähnte er dann noch drei andere Teilnehmer, die noch sehr gefallen hätten, darunter die beiden mit ihrem Ducca-Pesto und wir. Tim Rauhe meinte zu unseren Amorettis, sie hätten ihm die Sonne Italiens auf die Zunge gezaubert. In diesem Moment waren die ganzen Anstrengungen vergessen!
Screenshot „Das Erfolgsrezept“, RTL, 25.01.2015
Trotzdem bleibt ein fader Nachgeschmack bei mir. Im Grunde genommen ist es doch so, dass die Privatsender mit diesen Formaten relativ einfach Quote machen können. Wenn man bedenkt, wie viele Teilnehmer mit Herzblut mitgemacht haben und dafür gerade mal die Fahrtspesen bezahlt bekamen, die Sender damit aber ordentlich Sendezeit füllen können, ist das schon etwas erbärmlich. Ganz davon abgesehen, dass einige auch einfach nur vorgeführt werden. Ich bin schon dankbar, dass sie aus der Nummer mit der Gummipraline keine Lachnummer gemacht haben und wir einigermaßen sympathisch rüber kamen. Im US-Original der Sendung, das ich mal gesehen hatte, war es so, dass nur die Idee gepunktet hat und dann die Köche der Jury den Kandidaten halfen, das Produkt zu optimieren. Und auch in weiteren Schritten halfen Profis, ein Erfolgsrezept daraus zu machen. Die paar Tipps, die hier von Seiten des Marketing kamen, waren nur Show. Nicht mal bei der Verpackung halfen Profis der Agentur. Da sah dann manches einfach dilettantisch aus.
Aber ich will nicht meckern. Löffelchen und ich sind in unserem Job mit dafür verantwortlich, wie Lebensmittel verpackt sind und wie sie sich verkaufen. Wir haben also schon „unsere“ Produkte im Regal stehen. Und sie sind ein Erfolg!